Es ist häufig sehr schwer, sich von einer Antidepressiva- oder Neuroleptika-Abhängigkeit zu befreien. Mit den normalen Standarddosierungen der Medikamente ist es für viele überhaupt nicht möglich. Wir empfehlen daher den “Sanften Entzug” von Psychopharmaka.

Ein sanfter Entzug ist das Gegenteil eines kalten Entzuges.

»Kalter Entzug« heißt: »Lassen Sie die Medikamente einfach weg.« Meistens endet dies mit dem Scheitern des Patienten, der anschließend mehr Medikamente einnehmen muss als je zuvor. Die Problematik, die durch einen kalten Entzug entstehen kann, ist kaum zu durchbrechen und lässt sich oftmals auch durch stärkste Medikamente nicht aufhalten.

 Deshalb empfehlen wir gleich von Anfang an, auf einen sanften Entzug zu setzen.

»Sanft« bedeutet in diesem Fall nicht, dass der Entzug völlig schmerzfrei über die Bühne geht, sondern nur, dass er in sehr kleinen Schritten vollzogen wird. Dafür ist es notwendig, sich ein realistisches Bild von den Vorgängen zu machen, die sich im Gehirn und Körper abspielen, wenn man jahrelang Medikamente eingenommen hat. Wir müssen akzeptieren, dass die Medikamente vielfältige Veränderungen verursachen, die nicht nur die Rezeptoren betreffen. Eine dauerhafte Einnahme hat den Informationsfluss im Gehirn verändert. Wenn man jahrelang Steine in einen Bach wirft, verändert dies den Verlauf des Baches, und diese Veränderungen müssen Stück für Stück zurück gebaut werden.

Text aus: Genug Geschluckt! Psychopharmaka erfolgreich und dauerhaft absetzen.

Dieser Prozess braucht Zeit, viel Geduld und auch eventuell das Aushalten von unangenehmen Zuständen. Wir möchten Ihnen dafür mehrere Methoden vorstellen, die wir für praktikabel halten.

Absetztreppen

Für ein erfolgreiches Absetzen benötigen wir eine hilfreiche Strategie. Ohne sinnvolle Methode müssen wir damit rechnen, schwere Absetzsymptome zu erleiden, die meist als Rückkehr der Erkrankung gedeutet werden. Ohne sinnvolle Methode riskieren wir, unser Vorhaben immer wieder abbrechen zu müssen.

Wenn der Entzug funktionieren soll, benötigen wir dafür Zeit, viel Zeit. Wir nennen das den sanften Entzug. Dafür nutzen wir das Modell der Absetztreppe, die wir in langsamen und kleinen Schritten hinuntergehen.

Es gibt eine einfache Faustregel: Wurden die Medikamente Wochen eingenommen, dauert es Tage, wurden die Medikamente Monate eingenommen, dauert es Wochen, wurden die Medikamente Jahre oder sogar Jahrzehnte eingenommen, dauert es auch Jahre.

Text aus: Genug Geschluckt! Psychopharmaka erfolgreich und dauerhaft absetzen.